Biologiedidaktische Forschung im Kooperations- und Bildungsprojekt "Klimabildung For Future"


Herausforderungen und Chancen von Klimabildung aus der Perspektive von zwei ‚Change Agents‘: Schüler*innen und Lehramtsstudierende

Für das Erreichen der Klimaziele nehmen Bildungsakteur*innen in der gesellschaftlichen Transformation eine essentielle Multiplikator*innen-Rolle ein. In der fachdidaktischen Forschung zum Thema Klimabildung scheint bisher die Diskussion, was die Adressat*innen von Klimabildung, z. B. Schüler*innen oder Lehramtsstudierende, wissen und können sollten sowie die Untersuchung ihres Fachwissens oder Klimaschutz-Handeln vordergründig. Umgekehrt ist bisher aber wenig darüber bekannt, wie diese Adressat*innen ihre bisherige Klimabildung sowie die Rolle ihrer jeweiligen Bildungsinstitutionen in Bezug auf Klimaschutz bewerten. Hierzu wurde eine qualitative Fragebogenstudie an 80 Schüler*innen (MAlter: 15,7, SD = .98) sowie 18 Biologie-Lehramtsstudierenden (MAlter: 26, SD = 6.3) durchgeführt und vergleichend untersucht: 1) welche Bedeutung und Herausforderungen diese bezüglich ihrer Rolle als potentielle “Change Agents” hinsichtlich der Multiplikation von Klimawandel-Inhalten sehen, 2) wie sie die Rolle ihrer Bildungsinstitutionen Schule und Hochschule für Klimaschutz sowie ihre bisherige Ausbildung einschätzen und 3) welche Emotionen Klimabildung bei ihnen hervorruft. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich beide Kohorten unzureichend auf ihre Multiplikator*innenrolle vorbereitet fühlen. Als Hauptgründe geben sie an, dass dem Thema Klimawandel in ihrer Ausbildung zu wenig Zeit eingeräumt wird, die Beschäftigung mit praktischen Beispielen und Lösungen unzureichend ist und vornehmlich eine oberflächliche Auseinandersetzung mit der Thematik stattfindet.

Projektbeteiligte: Veronika Winter, Andrea Möller

Publikation: Winter, V., Kranz, J. & Möller, A. (2022). Climate Change Education Challenges from Two Different Perspectives of Change Agents: Perceptions of School Students and Pre-Service Teachers. Sustainability, 14(10), 6081. doi.org/10.3390/su14106081

Kooperationspartnerin: Johanna Kranz (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen, D)


Kritisches Denken in der Klimakrise

Naturwissenschaftliche Grundbildung und kritisches Denken im Hinblick auf das Bewerten von Informationen und das Treffen von Entscheidungen sind zentrale Bildungsziele im naturwissenschaftlichen Unterricht. Dies gewinnt insbesondere im Kontext des anthropogenen Klimawandels – der zentralen Herausforderung unserer Epoche – an Bedeutung, da noch immer Ursachen, Folgen und mögliche Anpassungsstrategien kontrovers diskutiert werden und darüber hinaus Fehlinformationen und Verschwörungstheorien den Diskurs begleiten.

Die bisherige naturwissenschaftsdidaktische Forschung untersucht schwerpunktmäßig die erfolgreiche Vermittlung von Fachwissen sowie affektive Einstellungen gegenüber der Klimakrise. Es hat sich jedoch gezeigt, dass selbst eine Zunahme des Fachwissens über die Klimakrise nicht zwangsläufig zu klimafreundlichen Verhaltensänderungen führt. Dieses Phänomen wird als ‘Knowledge-Behaviour-Gap‘ bezeichnet. Neuere Ansätze empfehlen für eine gelingende Klimabildung daher die Förderung von naturwissenschaftlicher Grundbildung und kritischem Denken, um Handlungsentscheidungen auf Basis von informierten Urteilsprozessen gewährleisten zu können. Kritisches Denken soll es Individuen ermöglichen, souverän mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umzugehen und auf deren Basis Entscheidungen treffen zu können - hierfür bedarf es Aufgeschlossenheit und gleichzeitig Skepsis gegenüber neuen Informationen. Eben solche Lehr-Lernsettings, die die Vermittlung handlungsorientierter Strategien im Umgang mit der Klimakrise zum Ziel haben, können genutzt werden, um zu untersuchen, wie Individuen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umgehen und wie sie diese Informationen für ihren eigenen Lebensalltag nutzbar machen können.

Das Dissertationsprojekt ist in das Forschungs- und Bildungsprojekt Klimabildung For Future eingebettet und wird in Kooperation mit der Bildungspsychologie der Universität Wien durchgeführt. Der Fokus lieg auf der Diagnostik und Förderung von kritischem Denken. So sollen Lernende komplexe Probleme der Klimakrise nicht nur evidenzbasiert und werteorientiert beurteilen können, sondern auch zur demokratischen Teilhabe und zu klimafreundlichen Handeln befähigt werden.

Projektbeteiligte: Linda Hämmerle, Andrea Möller

Kooperationspartner*innen: Johanna Kranz (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen, D), Marko Lüftenegger (Universität Wien, Ö)


Professionsverantwortung in der Klimakrise: Klimawandel unterrichten

Projektbeschreibung: Im interdisziplinären Bildungs- und Kooperationsprojekts Klimabildung 4 Future werden pro Jahr ca. 90 Lehramtsstudierende des Faches Biologie und Umweltkunde als Klimabildungs-Multiplikator*innen ausgebildet. Hierzu wurde ein innovatives Seminarkonzept, welches im Rahmen von Interventions- und Interviewstudien evaluiert wird, entwickelt. Herzstück des Projekts ist die Kooperation mit Scientists, Psychologists und Teachers For Future, die es ermöglicht, umfassend auf das herausfordernde Unterrichtsthema Klimawandel vorzubereiten.


Publikation: Möller, A., Kranz, J., Pürstinger, A., & Winter, V. (2021). Professionsverantwortung in der Klimakrise:  Klimawandel unterrichten. Befähigung Lehramtsstudierender zur Klimabildung als wichtiger Beitrag zum Erreichen der SDGs. In M. Kubsch, S. Sorge, N. Graulich, & J. Arnold, Lehrkräftebildung neu gedacht. Waxmann, S. 208-217.

Buchbeitrag als PDF (Open Access): www.waxmann.com

Zusatzmaterial als PDF (Open Access): www.waxmann.com

Projektbeteiligte: Veronika Winter, Agnes Pürstinger, Andrea Möller

Kooperationspartnerin: Johanna Kranz (Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen, Trippstadt, D)